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Wir haben genug Personal und alle Stellen sind besetzt!

Die Entwicklungswerkstatt ist ein Workshopformat, um die Priorisierung der Maßnahmen zu beschließen, mit denen sich ein Unternehmen auseinandersetzt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Dabei werden insbesondere die Wechselwirkungen zwischen den Teilzielen berücksichtigt und in das Projektmanagement mit aufgenommen.

Ein Prozessschritt ist die Sichtung der sogenannten „Annahmen“, die eintreten müssen, um die Teilziele bzw. das Ziel erreichen zu können. Ein griffiges Beispiel ist: Die Erde wird sich weiterdrehen. Etwas plakativ, aber trifft den Kern. Dreht sich die Erde, können wir das Ziel erreichen. Dreht sie sich nicht mehr, liegt der Fokus der Menschheit möglicherweise nicht mehr auf dem Erreichen von unternehmerischen Teilzielen.

Eine Annahme, die immer wieder bei unseren Kunden der HoGa-Branche genannt wird, lautet: Wir haben genug Personal und alle Stellen sind besetzt. Im Umkehrschluss heißt das: wenn nicht alle Stellen besetzt sind, weil das Personal fehlt, können die Ziele nicht erreicht werden.

Während der Entwicklungswerkstätten begegnen wir häufig zwei Typen von Denkmustern. Zum einen haben wir die der recht jungen und wenig erfahrenen, zum anderen die der älteren und erfahrenen Mitarbeitenden. Beide Typen sind nicht in der Lage, die Frage: „was tun wir denn, wenn sich die Annahme nicht erfüllt?“, zu beantworten.

Demnach werden angesichts des seit Jahren grassierenden Fachkräfte- (und wie wir hinzufügen möchten) Führungskräftemangels wohl die allerwenigsten Betriebe ihre Ziele erreichen können, sofern sie sich nicht konstruktiv mit diesem Problem auseinandersetzen.

In der Tat ist dies eine der wichtigsten Denkhürden, mit denen wir es in der Hotellerie und Gastronomie derzeit zu tun haben. Die Pandemie hat ca. ein Drittel des Personals abwandern lassen. Anders gesagt, wir konnten nur zwei Drittel des Personals halten. Die Bewerberzahlen waren vor der Pandemie schon schlecht. Es ist nicht zu erwarten, dass dies nun besser wird.

Daher ist es an der Zeit, die HoGa-Branche neu zu denken, neu zu erfinden.

Dies muss letzten Endes wahrscheinlich jeder Betrieb für sich selbst feststellen und Maßnahmen dazu entwickeln. Als Guideline lassen sich Kreativitätsmethoden à la Disney oder Design Thinking nennen, um die Arbeit neu zu erfinden und „out of the Topf“ zu denken.

Lenkt man seinen Blick auf Konzerne wie das Versandhaus Otto, die bereits vor Jahren mit New Work begonnen haben, stellt man jedoch fest, dass es bislang viele Prozesse in der Hotellerie und Gastronomie gibt, die man nur schlecht im Homeoffice oder mit flexiblen Arbeitszeiten oder einem Bürohund lösen kann. Für den Spüler, die Barista oder die Hausdame sind diese Vorzüge für sie selbst nicht erreichbar, sondern etwas, das andere haben.

Welche Stellschrauben stehen den Direktorinnen und Direktoren denn nun zur Verfügung, um trotz des Personalmangels ein wirtschaftlich sinnvolles Unternehmen zu führen?

Dies gilt es, in einem Kreativprozess gemeinsam mit den Mitarbeitenden und auch mit den Gästen herauszufinden. Die Bedürfnisse von diesen drei Stakeholdern (Mitarbeitende, Gäste, Unternehmende) werden zusammengetragen und alle Stellschrauben, die zur Verfügung stehen, miteinander ins Verhältnis gesetzt.

Beispielsweise wurde in der Vergangenheit die täglich zugelassene Arbeitszeit von 8 Stunden gerne als Stellschraube genutzt, um Personalmangel zu kaschieren. Dies ist in den Alltag so sehr übergegangen, dass die langen Arbeitszeiten zu einem festen Merkmal eines Arbeitsplatzes in der HoGa-Branche wurden. Gleiches gilt für die niedrigen Gehälter, womit wir ein weiteres Stellrädchen genannt hätten.

In den Gesprächen wurden weitere Stellschrauben genannt: Der Umfang der Speisekarte, die Reinigungsintervalle in den Zimmern, Öffnungszeiten der Bar oder der Restaurants. Hier gilt es nun, out of the box zu denken und wirklich neue Ideen keimen zu lassen. Ob Roboter in der Zukunft die Betten machen oder das Frühstück servieren oder sich Gäste ihr Essen selbst kochen müssen, können wir jetzt noch nicht sagen. Was wir aber sagen können, ist, dass mit einem starken Personalmangel, die Produkte Hotel und Restaurant in naher Zukunft nicht mehr wie bisher angeboten werden können.

Zeit, sich mit dem Personal, dem Produkt, dem Angebot und der Technik auseinanderzusetzen.

Alban Weber

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